Erste Seife wurde vor über 6.500 Jahren erfunden Schon seit Jahrtausenden benutzen Menschen Seife. Bereits ca. 4.500 v. Chr. entwickelten die Sumerer eine Vorform, die aus Pottasche und Ölen hergestellt wurde. Um an die benötigte Pflanzenasche zu kommen, verbrannten die Sumerer Tannenzapfen oder Dattelpalmen. Sie übersahen jedoch den reinigenden Effekt und verwendeten das Gemisch als Heilmittel.
Die Ägypter und Griechen (ca. 2.700 - 2.200 v. Chr.) dürften eine ähnliche Anleitung zur Herstellung von Seife verwendet haben, wobei erst die Germanen und Gallier die Seife als "dekoratives Kosmetikum" entdeckten. Sie verwendeten die aus Ziegen- Rinder- oder Hirschtalg hergestellte Seife als Bleichmittel für die Haare oder frisierten sich mit einer Art Seifen-Pomade; Bräuche, die von den Römern gerne übernommen wurden.
Luxusseifen und Badehäuser
Trotz ihrer hoch entwickelten Badekultur verwendeten die Römer die Seife zur Körperreinigung erst ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. In der weiteren Entwicklung der Seifensieder Kunst zeigten sich die Araber im 7. Jahrhundert als sehr einfallsreich: Sie verkochten erstmals Öl und Lauge unter Einsatz von gebranntem Kalk miteinander und gewannen dadurch besonders feste Seifen, die in ihrer Konsistenz mit der heutigen vergleichbar ist.
Wegen Seuchen im Mittelalter verpönt
Das Wissen verbreitete sich im Mittelalter auch in Europa. Unter anderem in Spanien, Italien und Frankreich entstanden Zentren der Seifensieder Zunft, in denen die Methoden zur Seifenherstellung verfeinert wurden.
Allerdings waren diese Luxusseifen zunächst dem reichen Adel vorbehalten. Langsam entwickelte sich aber eine Badekultur mit öffentlichen Badehäusern, die auch dem Bürgertum und der ärmeren Bevölkerung zugänglich waren.
Von der Badekultur bis zur Trockenwäsche
Dieser Badekultur setzten Pest und Syphilis jedoch im 14. Jahrhundert ein jähes Ende. 25 % der europäischen Bevölkerung fielen der großen Pestepidemie 1347 bis 1351 zum Opfer. Im Mittelalter hütete man sich daher vor Wasser und Seife aufgrund des Irrglaubens, dass Krankheiten überhaupt erst durch die Seife in den Körper gelangen. Die Bevölkerung erreichte damit genau das Gegenteil, denn Seuchen wie Pest und Cholera breiteten sich immer weiter aus.
Im 16. und 17. Jahrhundert galt deshalb die Trockenwäsche als chic – ganz ohne Seife und Wasser, sondern mit Tüchern, Parfüm und Puder. In Adelskreisen setzte man ganz auf diese Art der Körperpflege, weshalb sich Keime, Läuse und Flöhe ungehindert ausbreiten konnten.
Ludwig XIV. erließ Reinheitsgebot
Ludwig XIV. verhalf der Kunst der Seifenherstellung zu neuer Blüte. Er holte die besten Seidensieder an seinen Hof und erließ Ende des 17. Jahrhunderts ein Reinheitsgebot. Demnach musste eine hochwertige Seife mindestens 72 Prozent reines Öl enthalten. Ein weiterer Franzose machte den Luxus- zum Massenartikel: Der Chemiker Nicolas Leblanc erfand 1791 ein Verfahren zur künstlichen Herstellung von Soda - ein Natriumsalz, das für die Seifenherstellung unerlässlich war. Diese Erfindung markierte den Beginn der Massenproduktion.
Ein neues Hygieneverständnis
Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelten die Menschen ein besseres Verständnis für Hygiene. Der dadurch entstehende hohe Bedarf an Seife konnte nur durch eine industrielle Produktion befriedigt werden. Für feine Seifen zur Körperwäsche wurden hochwertige Öle verwendet, einfache Seifen zum Waschen und Scheuern wurden aus billigem Lein- oder Hanföl hergestellt. Der dadurch entstehende hohe Bedarf an Seife konnte nur durch eine industrielle Produktion befriedigt werden. Für feine Seifen zur Körperwäsche wurden nun hochwertige Öle verwendet, während einfache Seifen zum Waschen und Scheuern aus billigem Lein- oder Hanföl gekocht wurden.
Die industrielle Produktion griff auf die inzwischen mögliche künstliche Herstellung von Natriumcarbonat und Natriumhydroxid zurück, was die Produktion des Reinigungsmittels enorm verbilligte.
Auch das Seifensieden wurde nach und nach durch ein anderes Verfahren ersetzt: das Einleiten von Dampf. Richtig gesiedete Seifen sind heutzutage selten.
Seifenfreie "Waschstücke"
Dass Seife einst ein Luxusprodukt war, ist heute kaum mehr vorstellbar. Im Gegenteil, richtige Seife ist eher in Verruf geraten. Denn Seife macht nicht nur sauber, sie schadet auch der Haut. Durch die alkalischen Substanzen hat Seife einen hohen basischen pH-Wert, der weit über dem pH-Wert der Haut liegt. Basische Lösungen aber greifen sowohl Textilien als auch die Haut an. Zudem entzieht Seife der Haut Fett – sie wird trocken, spröde und brüchig. Hautreizungen können die Folge sein.
Was heute als Seife in jedem Badezimmer liegt, muss man eigentlich als "Waschstück" bezeichnen, denn der Anteil an Seife ist meist recht gering. Die Seife ist durch synthetische waschaktive Substanzen ersetzt worden. Den portionierten Stücken werden zusätzlich Parfüms, Rückfettungsmittel, Hautschutzstoffe wie Kamille oder Calendula oder auch Desinfektionsmittel zugesetzt.
Für besonders empfindliche Haut gibt es sogenannte "Syndets", Waschstücke, die seifen- und damit alkalifrei sind. Ihr pH-Wert ist neutral oder sogar schwach sauer und entspricht damit dem pH-Wert der Haut.
Doch auch wenn die Waschstücke gar keine Seife mehr enthalten – sie werden immer noch "Seife" genannt.
Doch das muss nicht so bleiben, nach und nach entwickelt sich der Trend zurück zu natürlich hergestellten Seife im Kaltrührverfahren und sie ist gefragt wie schon lange nicht mehr… Die Seife lässt ihr verstaubtes Image langsam hinter sich und erobert unsere Badezimmer wieder.
Hier erfährst du mehr über Seifen und deren Zutaten...